Bollywood - hinter den Kulissen
Am Set mit Salman Khan, Katrina Kaif und Govinda
Wie wir uns in den Bollywood Studios Mumbai am Set wiederfinden - als Statisten im gerade entstehenden Hindi-Film "Partner" mit einigen der bekanntesten Schauspielern Indiens.
Es riecht nach Kloake, dann nach frischen Gewürzkräutern, schließlich nach Fisch. Während der Busfahrt vom Domestic Airport Mumbai in den südlichen Ortsteil Colaba wirken die Hunde rassiger, die Kühe gepflegter und die Katzen majestätischer als in anderen indischen Städten. Gewürzkräuter liegen am Straßenrand, aufgetürmt zu mittelgroßen Haufen. Ein Haufen neben dem anderen. Emsig ist das Treiben, eifrig wird gekauft, beladen, geschleppt. Menschen hieven Zwiebeln und Kartoffeln säckeweise auf einen Mini-Laster. Ein zierlicher Mann fährt ein paar Meter auf seinem Fahrrad neben dem Bus her. Er transportiert mindestens zwanzig bunte Paletten voll mit Eiern auf seinem Gepäckträger. Auf zwei nebeneinanderliegenden Balkonen putzen sich Männer im Sonnenschein die Zähne. Die Schönheit der Häuser verbirgt sich oft hinter verkommenen Fassaden, doch man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie sie früher aussahen. Selbst wenn der Putz noch so bröckelt und die Zeit ganze Häuserzeilen um ihren Prunk und Glanz beraubte, so schimmern hier und da noch kräftige Farben hindurch, die alles sofort wieder bunter und lebendiger erscheinen lassen. Der Bus bahnt sich seinen Weg durch gut gepflasterte und gepflegte Straßen, der Verkehr hält sich noch in Grenzen. Jetzt riecht es nach Fisch. Barfüßige Frauen tragen viele tote Fische in Körben auf ihren Köpfen davon. Das ist Mumbai, ehemals Bombay, wenn es erwacht.
Das vom Reiseführer empfohlene Budget Hotel entpuppt sich als gewöhnungsbedürftig. Auch die "Bibel" aller Rucksackreisenden kann ja mal versagen. Schnell wieder raus! Wir schlendern durch die Straßen Colabas, inspizieren Ganesha-Taschen - Ganesha ist einer der indischen Götter und hat einen Elefantenkopf - und die Qualität der Om-Zeichen-T-Shirts am Straßenrand, als uns ein rothaariger Scout anspricht: "Habt ihr Lust als Statisten in einem Bollywood-Film mitzuspielen?" Die Wortkreation aus Bombay und Hollywood hängt in der schwülwarmen Luft. Wir brauchen einen Moment Bedenkzeit, denn das Statistendasein würde sofort losgehen und den ganzen Tag dauern.
Der Bus, gefüllt mit Australiern, Engländern, Israelis und ein paar weiteren Deutschen bringt uns eine Stunde später zu den Bollywood Studios. Hier sind wir also. Ein Pförtner öffnet das Tor. Wir, etwa dreißig junge, bunt gemischte Frauen und Männer, marschieren hindurch, auf dem Weg zu den Studios, die für die Glitter- und Glamourwelt Indiens stehen. Außer einer ganz gewöhnlichen Einfahrt ist nichts zu sehen. Schließlich erreichen wir eine Eingangshalle, die eher wie ein großer Flur aussieht. Ein Schild an der Wand, ein erstes Anzeichen, das auf die Filmwelt hindeutet: "Stage 1, Stage 2" steht dort. "Umziehen!", ertönt es von irgendwoher. Im winzigen Ankleideraum am Ende des Korridors bekommt jede Frau ein Abendkleid in die Hand gedrückt. Die mehr oder weniger dazu passenden High Heels liegen durcheinander auf dem Boden. Die Männer schlüpfen derweil in ihre Anzüge. Die Information, dass eine Hochzeitsszene gedreht wird, macht die Runde.