Durch Keralas Backwaters
Chinesische Netze, verzweigte Wasserstraßen und erste Regentropfen

Wer von Kochi (Cochin) lediglich den Teil Ernakulam sieht, wird höchstwahrscheinlich recht enttäuscht von Keralas Haupthandelszentrum berichten. Das wirklich schöne Gebiet der Hafenstadt ist die Halbinsel Mattancherry mit dem historischen Fort Kochi. Schon die Überfahrt mit der Fähre dahin ist ein Entweichen in ruhigere Sphären.

Chinesische Fischernetze, ein Überbleibsel aus früheren Verbindungen Indiens zu China, reihen sich an der Uferpromenade der Altstadt entlang. Man kann den Fischern dabei zusehen, wie sie ihre Fänge an Land ziehen - und selbst mithelfen. Weitere Sehenswürdigkeiten wie etwa die St. Francis Church, der Mattancherry Palace und die Santa Cruz Basilika lassen sich in einer ruhigen Atmosphäre bei nur sehr wenig Verkehr erkunden. Eindrucksvoll, auch wegen seines besonderen Flairs, ist das Viertel Jew Town. Verschiedene kleine Geschäfte bieten in einer schmalen Gasse unterschiedlichste antike Möbelstücke an, von Tischen über Schränke bis hin zu großen Statuen. Wer etwas für antike Möbel, Wandteppiche oder Gewürze übrig hat, sollte hier etwas mehr Zeit einplanen, es gibt viel zu sehen.

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Alappuzha (Alleppey), das früher "Venedig des Ostens" genannt wurde, ist ein beliebter Ausgangspunkt für Bootstouren durch die Backwaters. Sehr zu empfehlen ist eine Fahrt durch die palmengesäumten Wasserstraßen mit einem Luxusboot im Stil rattangedeckter Reisbarken. Besonders komfortabel sind die Boote, an deren Deck eine große Matratze mit Kissen und bequeme Korbstühle die Möglichkeit zu purer Entspannung bieten. Während man sich mit einem kühlen Lime-Soda in der Hand, Bananen und Ananas auf der Liegewiese flezt, sieht man dabei zu, wie die sattgrüne Landschaft an einem vorbeizieht. Menschen arbeiten in der Reisfeldern, Männer steigen auf Kokospalmen, um deren Früchte zu ernten, Frauen waschen Kleidung am Ufer der Kanäle und nicht wenige Kommunistenfähnchen wehen mit dem Wind. Für das leibliche Wohl sorgt der Koch an Bord. Er serviert leckere Mahlzeiten mit Reisbrot im Kerala-Style, die typischerweise mit Kokosraspeln und Bananen verfeinert sind. Anschließend kann man dann wieder die Leiter zum Deck heraufsteigen und sich auf die Liegefläche werfen, während das Boot einen langsam durch die Kanäle und Seen fährt, die zusammen ein verzweigtes Wasserstraßennetz ergeben. An Schlafmöglichkeiten mangelt es nicht. Nachdem die Sonne untergegangen ist und man den Tag bei tropischen Temperaturen mit einem kühlen Getränk hat ausklingen lassen, kann man im unteren Bootsteil in einem der Doppelzimmer übernachten, oder man bleibt einfach oben liegen und verbringt die Nacht unterm Sternenhimmel.

Südlich von Alleppey liegt der alte hinduistische Pilgerort Varkala, dessen Strand derzeit als der schönste Keralas gehandelt wird. Der Sandstrandabschnitt ist eher kurz, dafür aber noch nicht so überlaufen wie Keralas meistbesuchter Touristenort Kovalam. Das besondere Flair Varkalas macht sicher auch die etwa fünfzig Meter über dem Strand gelegene Promenade aus, die einen herrlichen Blick auf das Meer bietet. An dieser Felsenklippe reihen sich viele kleine Geschäfte und Restaurants entlang. Zum Übernachten eignen sich schnuckelige Cottages, teils mit Meerblick und Garten vor der Zimmertür. Anfang März, wenn sich die Saison schon stark dem Ende neigt, schließen bereits die ersten Restaurants, es kommen weniger Touristen, und die Atmosphäre beim Frühstücken in einem der Restaurants, beim Vorbeischlendern an den Geschäften oder beim köstlichen Kerala-Food am Abend ist sehr relaxed und angenehm. Allerdings kann es zu dieser Jahreszeit in Kerala bereits zum ersten Regenguss kommen. Wenn das dann während der Zugfahrt zurück nach Kochi zum Flughafen passiert, hat man Glück gehabt und kann zusammen mit den Einheimischen staunen, wie die ersten Tropfen des Jahres auf die heiße Erde prasseln.